MANIFESTO – DIE MOBILISIERUNG DER AFFEKTE

Ausgangspunkt und Klammer des Filmes ist der kollektiv geschriebene Text: Das Konvivialistische Manifest – Für eine neue Kunst des Zusammenlebens.
Der Soziologe Alain Caillé versammelte von 2011-2013 fast 50 Autor*innen um knapp zwei Jahre lang als „Denkelite“ eine positive Vision des menschlichen Zusammenlebens zu entwickeln.
Im konvivialistischen Manifest werden konkrete Forderungen für eine zukunftsfähige Lebensgestaltung gestellt, die mit drei „Hauptwaffen“ umgesetzt werden sollen:

  • Die Entrüstung über die Machlosigkeit und die Korruption sowie die Scham, die all jenen spürbar gemacht werden muss, die direkt oder indirekt, aktiv oder passiv die Prinzipien der gemeinsamen Menschheit und der gemeinsamen Sozialität verletzen.
  • Das Gefühl, Teil einer gemeinsamen Weltgemeinschaft von Millionen, ja Milliarden von Individuen aller Länder, aller Sprachen, aller Kulturen und Religionen, aller sozialen Schichten zu sein, die am selben Kampf für eine ganz und gar menschliche Welt teilnehmen. Dazu müssen sie über ein gemeinsames Symbol verfügen können, das sie als gegen die Korruption und Schrankenlosigkeit Kämpfende ausweist.
  • Über die rationalen Entscheidungen hinaus die Mobilisierung der Affekte und Leidenschaften. Ohne sie geht nichts. Weder das Schlimmste noch das Beste. Das Schlimmste ist der Aufruf zum Mord, der die totalitären, sektiererischen und fundamentalistischen Leidenschaften schürt. Das Beste ist der Wunsch, weltweit wirklich demokratische, zivilisierte und konvivialistische Gesellschaften zu errichten.

„Auf dieser Grundlage wird es denen, die sich in den Prinzipien des Konvivialismus wiedererkennen, möglich sein, auf die bestehenden politischen Spiele radikal Einfluss zu nehmen und alle ihre Kreativität aufzubieten, um andere Formen zu erfinden: Formen zu leben, zu produzieren, zu spielen, zu lieben, zu denken und zu lehren. Auf konviviale Weise. Indem man miteinander rivalisiert, ohne einander zu hassen und zu vernichten. Mit der Perspektive sowohl der Reterritorialisierung und Relokalisierung wie der Öffnung hin zu einer organisierten Weltzivilgesellschaft. Diese ist schon jetzt im Begriff, in vielfältigen Formen zu entstehen, besonders durch die vielen Facetten der solidarischen Sozialökonomie, über alle Modalitäten der partizipativen Demokratie und der Erfahrung der weltweiten Sozialforen.”

Das Manifest steht für eine wachsende weltweite Bewegung, die ohne Hierarchie und Ideologie das Notwendige für ein gutes Zusammenleben der Menschen miteinander und mit der Natur steht. Im Alltag soll das Modell einer kooperativen und toleranten Menschheit erprobt werden. Dazu gehört auch eine Ökonomie, die neben dem auf Gewinn abzielenden Warentausch auch Beziehungen des Gebens und Erwiderns als Grundprinzipien der Vergesellschaftung anerkennt (z.B. Subsistenz- oder Geschenkökonomien).

aus: „Das konvivialistische Manifest“ Hrg.: Frank Adloff und Klaus Leggewie

*  Ist diese Bewegung zukunftsfähig? Hat sie, wie die Konvivialisten meinen, das Potential die größte Transformation der menschlichen Gesellschaft zu begründen?

*  Wie reagieren Konzepte der bildenden Kunst auf die aktuellen globalen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen?

*  Welche Antworten und Strategien werden aus der bildenden Kunst heraus entwickelt?

Die Autorin Dr. Susanne Bosch
ist Künstlerin und Kunstforschende und leitete von 2007 bis 2012 zusammen mit Dan Shipsides den MA Art in Public an der Ulster University in Belfast. Sie arbeitet überwiegend im öffentlichen Raum und bearbeitet dabei Langzeitfragen, die sich mit kreativen Auseinandersetzungen um Demokratiebegriffe beschäftigen. Das beinhaltet unter anderem Arbeiten über Geld, Migration, Überleben, Erwerbsarbeit, gesellschaftliche Visionen und Beteiligungsmodelle. Formal benutzt sie orts- und situationsspezifische Interventionen, Installationen, Video, Zeichnung, Audio, dialogische Arbeiten, aber auch Formate wie Schreiben, Sprechen, Zuhören, Workshops, Seminare und Open-Space-Konferenzen.

Susanne Bosch ist international an Ausstellungen und Projekten, unter anderem in Palästina, Österreich, Irland, Italien und Spanien, beteiligt. (www.susannebosch.de) Ferner leitet sie die begleitende Forschung in europäischen Projekten, u.a. in CAPP (Collaborative Arts Partnership, 2014-2018, http://www.cappnetwork.com/).

Produktion Kontakt:

MMM Film Zimmermann e.K.
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